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Das Mittelchen



Stell dir vor, es gäbe ein Mittelchen, das du einnehmen könntest und das dich in Kürze mehr in dein Herz führte und dich friedlicher, weicher, wärmer, glücklicher, verbundener fühlen liesse. Mit dir selbst, mit deinen Liebsten, mit der Natur, mit dem Leben. Und du hättest das Mittelchen jederzeit zur Verfügung, garantiert ohne Nebenwirkungen. Wäre das nicht grossartig?


Je nachdem, ob du in deinem Leben gerade mit Schwierigem konfrontiert wärst, das dich schmerzt, traurig macht, erschöpft oder Stress erzeugt, bräuchte es eine etwas höhere Dosis, etwas mehr Zeit und Hingabe, um die segensreiche Wirkung zu fühlen. Aber sie wäre allermeistens spürbar.



Es gibt dieses Mittelchen, ich hab's in der Hand und werfe es jetzt mal ein.


  • Danke, dass ich in einem warmen Haus sitzen darf, während es draussen fröstelig kalt ist. 

  • Danke, dass du, Leserin, Leser, mir dein Interesse und etwas von deiner kostbaren Lebenszeit schenkst.

  • Danke mir selbst für meinen Impuls, mich diesem Thema zu widmen. Es fühlt sich innig gut an.


...ein tiefes Aufatmen, die Schultern lassen los, es lächelt sanft in mir...


  • Danke, dass ich sehen, hören, riechen, fühlen, denken kann. Danke, dass ich lebe.

  • Danke, dass ich den Hahn aufdrehen und sauberes Wasser trinken kann.

  • Danke, meine Freunde, dass ihr da seid in meinem Leben, mich wertschätzt, mir vertraut, mir Heimat seid.


...es wird weiter und wärmer in mir, friedlicher und stiller. Das Mittelchen entfaltet seine Wirkung.


Probier's aus, fühle deine Dankbarkeit, egal ob fürs Klopapier oder die Kraft der Sonne.


Jaja, sagst du vielleicht, ist ja gut. Jetzt soll ich auch noch dankbar sein, dabei bin ich gerade voll im Stress und frustriert.


Stress und Frust sind manchmal da und verständlich. Es geht nicht darum, sie mit einem Friede-Freude-Eierkuchen-Positivdenken beseitigen zu wollen. Das würde ohnehin nicht funktionieren. Dankbarkeit will nichts beseitigen oder übergehen, Dankbarkeit anerkennt, was ist, egal ob Freude oder Schmerz.


Dankbarkeit bietet eine Alternative zum Opfersein, zum leidvollen Es-anders-haben-Wollen. Sie besteht darin, den Kampf aufzugeben gegen das, was ist, und mit ihm Frieden zu schliessen. Dann können wir immer noch Veränderungsschritte einleiten.


Das Mittelchen hast du also jederzeit in der Hand.

Gott sei Dank.

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