Es gibt eine Erwartungsmaschine in mir. Zwar habe ich sie schon seit längerem im Auge. Doch sie ist gut getarnt und nach meinen neusten Erkenntnissen in Wirklichkeit viel mächtiger und allgegenwärtiger als ich dachte. Wenn ich nicht achtgebe, rattert sie tagein tagaus.
Da du ein Mensch mit unbewussten Anteilen bist wie ich, gehe ich davon aus, dass auch du eine hast. Deshalb spreche ich ab hier von «uns».Die Auswirkungen dieser Maschine sind beeindruckend:
Sie macht uns zum Opfer anderer Menschen, äusserer Umstände und vor allem unserer eigenen Konzepte.
Sie katapultiert uns ständig aus dem Jetzt heraus, weil wir mit dem beschäftigt sind, was sein sollte, statt mit dem, was ist.
Sie raubt uns Selbstbestimmung, Kraft und Würde.
Zum Beispiel?
Wir rechnen damit, dass der Tag wie geplant verläuft. Tut er aber (oft) nicht.
Wir erwarten, dass unsere Freundin offen dafür ist, uns zuzuhören und zu verstehen. Ist sie aber (manchmal) nicht.
Wir gehen davon aus, dass wir freundlich bedient werden. Ist aber heute nicht so. Der Typ ist schlecht drauf.
Wir erwarten, dass die Mächtigen endlich aufhören, sinnlose Kriege anzuzetteln. Tun sie aber ganz offensichtlich nicht.
Oder negativ: Wir erwarten geradezu, dass wir es wieder nicht schaffen, mit der Sucht aufzuhören. Oder wir rechnen damit, dass man uns nicht wirklich liebenswert und okay findet.
Das Resultat:
Die Maschine versetzt uns in Enttäuschung, Frust, Emotionen, Resignation. Und sie hindert uns, mit uns selbst in Kontakt zu sein, und die andern zu sehen, wie sie sind.
Die wirklich gute Nachricht:
Wir selbst halten die Erwartungsmaschine am Laufen. Es ist unsere eigene Kreation. Sobald wir es merken, können wir uns entscheiden, sie runterzufahren – sofern wir den Off-Knopf finden :–).
Wir können dann nicht mehr anders, als uns den eigenen Bedürfnissen und Ängsten zuzuwenden und uns selbstverantwortlich um sie zu kümmern, statt etwas anderem da draussen die Schuld zuzuschieben.Dann öffnet sich ein gigantisches Tor zu Hingabe, Präsenz, Freiheit, Power, Liebe.
Es ist natürlich nicht so einfach, wie es klingt. Es ist ein Lernprozess. Ich hoffe, dich zum Forschen und Experimentieren angeregt zu haben.
Das Leben ist ein Wunder, egal was passiert.
Comments