Wir ticken unterschiedlich. Ich habe lange gebraucht, um diese Tatsache wirklich anzuerkennen. Und ich arbeite immer neu daran.Das trifft nicht nur auf Liebesbeziehung zu, das mit dem «anders ticken». Nur fordert es uns dort besonders heraus, weil wir gleichzeitig zu unserer individuellen Eigenart ein grosses Bedürfnis nach Harmonie und Nähe mit uns bringen.
Wir wollen uns verbunden fühlen.
Im Reden oder in nonverbalem Kontakt, im Wohnstil, im Bedürfnis nach Ordnung, in gemeinsamem Aktivsein oder Aushängen, in anregenden Gesprächen, in der Art, die Welt zu sehen und verstehen (Corona lässt grüssen), im Wechsel von Nähe und Rückzug, im Erleben von Intimität.
Oft entspricht aber die Realität nicht unseren eigenen Idealen beziehungsweise der Partner oder die Freundin in manchen Bereichen nicht unseren Vorstellungen. Dieses Dilemma birgt ein Riesenpotenzial an Beziehungsfrust, Streit, Missverständnissen und innerer Distanzierung. Wir kennen das.
Der Umgang damit braucht viel Bewusstheit und Achtsamkeit. Statt uns an unserer Unterschiedlichkeit aufzureiben, können wir uns daran erinnern, dass wir alle Menschen sind mit mit einer grundlegenden Verwandtschaft in unserem Wesen, die uns verbindet jenseits aller Gegensätzlichkeiten.
Die Genau-so-wie-ich-Übung*
Wenn dich das nächste Mal mitten im Beziehungsalltag der Frust des Sich-wieder-mal-nicht-Findens und der inneren Verlassenheit packt, probier mal Folgendes:Schliess deine Augen, fühle in deinen Herzraum, schaue innerlich mit Verständnis und Wohlwollen auf deinen Freund oder deine Partnerin (XY) und sage in dir:
XY hat eigene persönliche Bedürfnisse und Vorlieben, genauso wie ich.
XY hat Verletzungen, Ängste und Unsicherheiten, genauso wie ich.
XY versucht nach bestem Wissen zu kommunizieren, genauso wie ich.
XY will Verbundenheit fühlen, genauso wie ich.
XY hält manchmal an Vorstellungen fest, genauso wie ich.
XY will Harmonie und sich selbst treu sein, genauso wie ich.
Dann fühle das verbindende Lächeln in dir, auch wenn XY eine ganz andere Art hat, die Spülmaschine einzuräumen, als du.
*inspiriert vom Gottman Institute, USA
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